Künstler*Innen

Sundaram, Vivan

Wound, 2013
Courtesy: Vivan Sundaram

Das multimediale und in hohem Maße intertextuelle Werk Vivan Sundarams (*1943) ist von einem umfangreichen Formen- und Materialreichtum geprägt und verweist auf vielschichtige kunsthistorische Referenzen. Schon früh brach er mit künstlerischen Konventionen und fand unter Einbeziehung diverser Materialien zu einer ganz eigenen Formensprache. Als kritischer Zeitzeuge ist seine politische Haltung eng verwoben mit seinen plastischen Ausdrucksmitteln und bewegt sich im Spannungsfeld von ästhetischem Sein und gesellschaftlichem Bewusstsein.
Als einer der ersten indischen Künstler, die im Medium Installation arbeiteten, nehmen seine Arbeiten fortlaufend Bezug auf soziale Probleme, Probleme der Wahrnehmung, Erinnerung, Populärkultur und Geschichte und bewegen sich in diversen Medien, darunter Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Videokunst. Bereits seit geraumer Zeit ist sein Schaffensprozess maßgeblich durch das Prinzip der Bricolage gekennzeichnet und findet sich auch in dem Werk Gagawaka: Making Strange (2011–2012) wieder. Aus zweckentfremdeten und recycelten Materialien wie Damenhandtaschen, Pappbechern und LKW-Reifen formt Sundaram vermeintlich tragbare skulpturale Kleidungsstücke und integriert diese mittels Schaufensterpuppen in eine virtuose Performance. Fragmentarisch versammelt der Künstler in Postmortem (2013) anatomische Modelle, Mannequins und Requisiten aus Holz, aus denen eindringliche Objekte und Skulpturen erwachsen.
Es sind intime, verletzliche Einblicke in das menschliche Dasein, Momente der Vergänglichkeit und gleichzeitige Transformationsprozesse. Als ein Bild der Zeit, in der wir leben, werfen die Arbeiten Fragen über Krankheit, Sexualität und Altern auf. Es ist der menschliche Körper, der in dem Fall stark an den westlichen Körpertypus angelehnt ist. Aber es ist gleichzeitig auch ein Wegwerfobjekt, Ausschussware aus Modestudios, die auf der Grundlage bestimmter aus der Kunst stammenden Typen gefertigt wurde. Damit ist ein zentraler Aspekt beider Arbeiten auch der Gedanke der Normierung von Körpern.
Auf zeitgenössischer Ebene wirft Postmortem Fragen zu früheren Werken des Künstlers auf und kann als eine Art Fortsetzung der Arbeit Gagawaka betrachtet werden, welche unter anderem im Haus der Kunst München in der von Okwui Enwezor kuratierten Retrospektive Sundarams zu sehen war.

Text: Gloria Aino Grzywatz

Das multimediale und in hohem Maße intertextuelle Werk Vivan Sundarams (*1943) ist von einem umfangreichen Formen- und Materialreichtum geprägt und verweist auf vielschichtige kunsthistorische Referenzen. Schon früh brach er mit künstlerischen Konventionen und fand unter Einbeziehung diverser Materialien zu einer ganz eigenen Formensprache. Als kritischer Zeitzeuge ist seine politische Haltung eng verwoben mit seinen plastischen Ausdrucksmitteln und bewegt sich im Spannungsfeld von ästhetischem Sein und gesellschaftlichem Bewusstsein.
Als einer der ersten indischen Künstler, die im Medium Installation arbeiteten, nehmen seine Arbeiten fortlaufend Bezug auf soziale Probleme, Probleme der Wahrnehmung, Erinnerung, Populärkultur und Geschichte und bewegen sich in diversen Medien, darunter Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Videokunst. Bereits seit geraumer Zeit ist sein Schaffensprozess maßgeblich durch das Prinzip der Bricolage gekennzeichnet und findet sich auch in dem Werk Gagawaka: Making Strange (2011–2012) wieder. Aus zweckentfremdeten und recycelten Materialien wie Damenhandtaschen, Pappbechern und LKW-Reifen formt Sundaram vermeintlich tragbare skulpturale Kleidungsstücke und integriert diese mittels Schaufensterpuppen in eine virtuose Performance. Fragmentarisch versammelt der Künstler in Postmortem (2013) anatomische Modelle, Mannequins und Requisiten aus Holz, aus denen eindringliche Objekte und Skulpturen erwachsen.
Es sind intime, verletzliche Einblicke in das menschliche Dasein, Momente der Vergänglichkeit und gleichzeitige Transformationsprozesse. Als ein Bild der Zeit, in der wir leben, werfen die Arbeiten Fragen über Krankheit, Sexualität und Altern auf. Es ist der menschliche Körper, der in dem Fall stark an den westlichen Körpertypus angelehnt ist. Aber es ist gleichzeitig auch ein Wegwerfobjekt, Ausschussware aus Modestudios, die auf der Grundlage bestimmter aus der Kunst stammenden Typen gefertigt wurde. Damit ist ein zentraler Aspekt beider Arbeiten auch der Gedanke der Normierung von Körpern.
Auf zeitgenössischer Ebene wirft Postmortem Fragen zu früheren Werken des Künstlers auf und kann als eine Art Fortsetzung der Arbeit Gagawaka betrachtet werden, welche unter anderem im Haus der Kunst München in der von Okwui Enwezor kuratierten Retrospektive Sundarams zu sehen war.

Text: Gloria Aino Grzywatz

Wound, 2013
Courtesy: Vivan Sundaram